Fucked up Night oder eher Fucked up Jahr?
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Wenn das Scheitern schon zur Routine geworden ist
Letztes Jahr war das schlimmste meines bisherigen Lebens. Beruflich und finanziell ging es nur bergab. So tief, dass ich dachte, mein Zuhause zu verlieren. Liebestechnisch fange ich gar nicht erst an zu berichten ☹. Der Corona Virus verpasste mir einen riesigen Gong und ich lag wochenlang platt. Getoppt wurde das Ganze dann nur noch dadurch, dass kurz vor Weihnachten mein geliebter Vater starb und mir damit komplett der Teppich unter den Füßen weggezogen werden.
Um das Jahr 2022 symbolisch abzuschließen und zu begraben (ja die Anspielung auf meinen Vater ist Absicht), wollte ich an Silvester meinen kleinen Taschenkalender verbrennen. Doch nicht mal das funktionierte. Der Kalender wollte einfach nicht verbrennen. Eine halbe Stunde rußte und qualmte er im Garten. Ich selbst konnte vor lauter Sauerstoff-zupusten und Ruß einatmen, kaum noch atmen. Es war schon ein Wunder, dass die Nachbarn nicht die Feuerwehr anriefen. Irgendwann wurde der Kalender dann doch noch zu Asche (ja wieder eine Anspielung) und ich konnte stinkend und verfroren zurück ins Haus, um mich gebührend zu betrinken.
2023 wurde nicht besser
Gebracht das das Zündeln nichts wirklich was. Obwohl ich mich jeden Tag aufs Neue bemühe, positiv zu denken und ein neuer, optimistischer Mensch zu werden. Mittlerweile kommt mir nur noch eins in den Sinn. Das Fucked-up Sein hat bei mir den Normalzustand erreicht.
Fucked-up Nights sind übrigens weltweite Veranstaltungen, die regelmäßig in größeren Städten stattfinden. Dabei geht es darum, dass Menschen die Geschichten ihrer früheren Misserfolge erzählen und berichten, wie sich ihr Leben seitdem zum Positiven gewendet hat.
Gerne würde ich auch von vergangenen Fehlschlägen und den Lehren, die ich daraus gezogen habe, referieren. Allerdings fehlt bei mir das „vergangene“. Denn bei mir wird so ziemlich alles, was ich anfasse zu einem Misserfolg und zieht sich vom letzten Jahr bis zum heutigen Tag nur so durch.
Multipotentialist — Fluch oder Segen?
Was ist denn das jetzt? Zwischen all den Ereignissen im vergangenen Jahr, habe ich die Suche nach mir selbst stets weitergeführt und dann von diesem Begriff erfahren. Er beschreibt Menschen, die sich nicht mit einer Aufgabe, Arbeit oder einem Interesse zufrieden geben können. Sie sind ständig auf der Suche nach Neuem, schnell gelangweilt von dem, was sie kennen und es fällt ihnen extrem schwer die eine Berufung und Erfüllung im Leben zu finden. Sie wollen immer mehr und immer neues ausprobieren. Dadurch werden sie nicht zu Experten auf irgendwelchen Fachgebieten, sondern zu Generalisten, die zwar Sachen anfangen aber nicht beenden. Sie verzetteln sich, oder werden unsicher, weil sie Anfänger sind und springen dann zum nächsten Thema. Dadurch fehlen ihnen Erfolge und Anerkennung und sie zweifeln kontinuierlich an sich.
Dieser Zustand beschreibt zu einhundert Prozent mein ganzes Leben und es tat mir sehr gut zu erfahren, dass es noch andere Menschen wie mich und es sogar eine Bezeichnung für uns gibt.
Mein Problem
Den Zustand nun benennen zu könnten, löst aber noch lange nicht mein Problem. Denn so wie 2022 bin ich weiterhin genauso verzweifelt auf der Suche nach Möglichkeiten meine finanzielle Situation zu verbessern. Im Klartext: ich muss dringend eine Möglichkeit finden, schnell und viel Geld zu verdienen — und zwar mit dem was ich kann und gerne mache.
Und ich brauche es nicht zu wiederholen…. Alles was ich anfange, das fucked up! Die Ideen kommen regelmäßig, was ich schon mal gut finde. Oft sind auch gute dabei, von denen ich überzeugt bin und die ich für realistisch erachte. Also stürze ich mich in die Arbeit und reiße mir den Hintern auf. Sobald etwas fertig ist, bin ich optimistisch und voller Hoffnung, dass es diesmal klappt. Doch mit dem Warten fällt die Motivation, es passiert nichts und mein Selbstwertgefühl sinkt zum millionsten Mal in den Keller.
Wie soll man da zuversichtlich und hoffnungsvoll bleiben, den Glauben an sich selbst nicht verlieren und überhaupt noch voller Zuversicht aus dem Bett steigen? Ich freue mich über jede ehrliche Rückmeldung zu diesen Fragen!
Übrigens: sollte sich nicht bald etwas an meiner Situation ändern, werde ich ab sofort 2-mal pro Woche über meine aktuellen Fucked-up Ereignisse berichten. Vielleicht findet das ja jemand interessant oder sogar amüsant… damit wäre doch auch schon mal was Gutes getan?!