Die Sucht nach der Ruhe und Natur
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Eine Abhängigkeit, die meiner Meiung nach auch exzessiv betrieben werden darf.
Obwohl ich den großen Luxus genießen darf, direkt am Wald zu wohnen, habe ich ihn viele Jahre ignoriert. Stattdessen hat es mich für den Sport und die Bewegung ins Fitnessstudio oder in die Straßen des Wohnviertels gezogen. Dort war ich zwar alleine, fühlte mich aber durch das „Leute oder auch Häuser schauen“ nicht einsam.
Vor ein paar Jahren änderte sich diese Haltung und es zog mich auf einmal in den Wald. Anfangs waren es nur kleine Jogging Runden oder Spaziergänge. Doch die Natur vereinnahmte mich immer mehr.
Ich begab mich auf Entdeckungstouren. Je weniger Menschen mir begegneten und je schmaler und abgelegener die Wege wurden, umso wohler fühlte ich mich. Beinahe so, als würde sich mein innerer Akku innerhalb kürzester Zeit aufladen.
Dem Lärm des Alltags zu entfliehen und nur noch von Wind, Vogelgezwitscher und dem Knacken der Zweige unter meinen Füßen, wurde immer mehr zur Wohltat für meine Ohren. Und auch für das schwindende Rauschen in meinem Kopf. Die Gedanken ließen sich ordnen und neue Ideen stiegen in mir auf…
Der Blick für die Schönheit der Natur und die Einzigartigkeit der Jahreszeiten, schäfte sich zunehmend. Mit ihm stieg auch die Dankbarkeit, sich darin zu befinden und einfach nur „Sein“ zu dürfen.
Inzwischen ist die Sucht nach Wald und Natur in mir riesengroß. Sie hat mich fest in ihrer Hand und ich liefere mich ihr komplett aus. Jeden Tag zieht sich mich zu sich. Sobald ich das Haus verlasse, ein paar Meter gehe und den Wald betrete, bin ich ihr hilflos ausgeliefert. Im Gegensatz zu anderen, meist negativ verrufenen Süchten, sieht es bei ihr anders aus. Anstatt mich meiner Kräfte zu berauben, liefert mir die Sucht nach Wald und Ruhe Lebensenergie, die mich den ganzen Tag beflügelt. Sie macht mich demütig und hilft mit dabei zu begreifen, dass wir Menschen nur einen Teil der Erde ausmachen. Wir müssen im Einklang mit der Natur bleiben und dankbar sein, sie genießen und mit bzw. in ihr Leben zu dürfen.
Der Herbst hat seine bunte Farbenpracht in Form von Blättern auf den Boden des Waldes geschüttelt. Ich genieße den Anblick und freue mich schon darauf, welche Schönheiten der kommende Winter zu bieten hat.